Neues aus dem Bayerischen Eisenbahnmuseum

Aktuelles aus den Bereichen Veranstaltungen, Fahrten und Museumsgeschehen.

Abschied von den mechanischen Stellwerken im Bahnhof Nördlingen

Abschied Signale Nördlingen

Wenige Wochen vorher stand es fest: Am Samstag, den 22. März 2025 um Punkt 16:00 Uhr sollte der Betrieb der beiden Jüdel-Stellwerke von 1929 im Bahnhof enden und eine gut einwöchige Betriebsunterbrechung beginnen. Nach deren geplantem Ende war dann am Montag, den 31. März 2025 der betriebliche Neustart mit dem neuerrichteten ESTW-Stellwerk vorgesehen.


Aus diesem Anlass hatte das BEM unter dem Motto "Formsignale in Nördlingen: Das letzte Geleit" eine Fotozug-Aktion organisiert, in dessen Rahmen der Museums-Schienenbus 798 522 noch einmal aus allen vier auf Nördlingen zulaufenden Eisenbahnstrecken an den in Fahrtstellung stehenden Signalen vorbei in den Bahnhof Nördlingen einfahren sollte.


Aus betrieblichen Gründen fanden die Fahrtrichtungswechsel in Dürrenzimmern (Strecke aus Richtung Gunzenhausen), in Wallerstein (Strecke aus Dombühl – Wilburgstetten), in Lauchheim (Strecke aus Aalen) und Möttingen bzw. Harburg/Schwaben (Strecke aus Donauwörth) statt. Mit diesen Wendepunkten war es schließlich zeitlich möglich, im Laufe des Tages drei der vier Abschnitte (außer Lauchheim) je zweimal zu befahren.


Der Fahrplan sah als Besonderheit eine morgendliche Parallelausfahrt des Schienenbusses (nach Dürrenzimmern) mit der Gastlok 294 836 von DB-Cargo (nach Lauchheim) vor. Zwar ergab sich kurz vor der gemeinsamen Abfahrt eine Verzögerung von wenigen Minuten, schließlich gelang jedoch die minutiös abgesprochene Parallelfahrt von Lok und Schienenbus bis zur Streckentrennung auf Höhe des Fahrdienstleiterstellwerks perfekt – wie auf verschiedenen Videos vom Ereignis festgehalten worden ist.


Anspruch der Organisatoren war, am Nachmittag mit dem Schienenbus dann wirklich unter allen eintretenden Eventualitäten die symbolhafte letzte mechanisch signalisierte Zugeinfahrt in den Bahnhof hinzubekommen. Zu diesem Zweck war die fahrplanmäßige letzte Ankunft – in diesem Falle aus Richtung Harburg kommend - auf 15:58 Uhr gesetzt; damit blieben noch zwei letzte Minuten, um bei dem nicht-verhandelbaren Stilllegungszeitpunkt um 16:00 Uhr den Schienenbus ins Museumsgelände wegsetzen zu können. Auch dieser symbolische Schlussakkord gelang minutiös!

Punkt 16:00 Uhr begannen die Arbeitstrupps generalstabsmäßig, die gespannten Stelldrähte einen nach dem anderen zu durchtrennen. Bereits knapp eine Stunde später war dann die mechanische Stellwerkstechnik im gesamten Bahnhof außer Funktion, alle Stelldrähte für Weichen und Signale hingen sichtbar spannungslos am Boden.

Zwar ist allen BEM-Aktiven und Teilnehmern der Veranstaltung bewusst, dass ein Eisenbahnbetrieb ohne moderne Stellwerkstechnik am Ende nicht zukunftsfähig ist. Dennoch war das Ende der Formsignale und der für das geübte Ohr charakteristischen Akustik für viele auch ein emotionaler Moment. Mit dem Wegfall der alten Formsignale wird die Trennlinie zwischen der modernen Eisenbahn des Bahnhofs Nördlingen und dem BEM-Museumsgelände mit seinen erhaltenen beleuchteten Formsignalen und Weichenlaternen um so auffälliger verlaufen.

Nachdem die Umbauarbeiten im wesentlichen im Zeitplan verliefen, fanden am Freitag, den 28. März die ersten Inbetriebsetzungsfahrten des ESTW im Bahnhof Nördlingenstatt. Dabei kam erneut der 798 522 des BEM zum Einsatz. Befahren wurden die beiden Strecken nach Möttingen und Bopfingen u.z. sowie alle verfügbaren/befahrbaren Bahnhofsgleise.


An diesem Tag konnte der Schienenbus tatsächlich letztmals unter der noch nicht abmontierten Ausfahrt-Formsignalgruppe Richtung Dürennzimmern fotografiert werden. Während der beschriebenen Inbetriebsetzungsfahrten fand übrigens die Verladung der bisher abmontierten Signale auf große Lastkraftwagen statt, die an diesem 28. März Signal für Signal zur Aufarbeitung in die DB-Signalwerkstatt transportierten.

Das Bayerische Eisenbahnmuseum ist bemüht, die beide Stellwerke – wenn auch funktionslos – zu erwerben und so für die Nachwelt zu erhalten. Auf der Riesbahn verbleibt damit jetzt nur noch der Bahnhof Möttingen mit mechanischer Stellwerkstechnik. Auch hier laufen seit längerem die Planungen für eine Modernisierung – wann es zu einer Umsetzung kommt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber noch offen.

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